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Auf den Spuren des Grauens

Wirtschaftsschüler besuchten KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Die 9. und 10. Klassen der Wirtschaftsschule Gunzenhausen machten sich auf den Weg in die Oberpfalz, um die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg zu besuchen.

Bereits am ehemaligen Appellplatz wurden die Schüler über die Beschaffenheiten vor Ort aufgeklärt. Schon vor der Errichtung des Lagers hatten die Flossenbürger aktive Steinbrüche. Die Arbeit der Steinmetze prägte die Gegend in und um das Dorf und beeinflusste die sozialen Verhältnisse der Bürger dort. Das Leben in Flossenbürg war eher trist und einfach. Für die Nationalsozialisten war jedoch vor allem das Granitvorkommen um Flossenbürg von großem Interesse. So begrüßten es die Einwohner Flossenbürgs, dass in ihrem Ort ein Konzentrationslager errichtet wurde. Dadurch verbesserte sich der Lebensstandard im Dorf schlagartig. Plötzlich hatte Flossenbürg ein Kino, bessere medizinische Versorgung, Arbeitsplätze und Bildungsangebote für die Dorfjugend.

Die Schüler erfuhren anhand von Einzelschicksalen viel über den unmenschlichen Alltag im KZ. Entwürdigung, Schikane, Unterdrückung und Brutalität waren an der Tagesordnung. Häftlinge wurden geschunden, zu Tode gequält oder zur Abschreckung ermordet. Tagtäglich starben Menschen. Angst war ein stetiger Begleiter unter den Gefangenen.

Mit alten Luftaufnahmen von 1945 konnten sich die Schüler den Zustand der damaligen Anlage vorstellen, die heute nur noch zu Teilen erhalten ist. Nachdem sich die Klassen einen Überblick über das Areal verschafft hatten, besuchte die Gruppe auch die ehemalige Wäscherei. Während man im Untergeschoss des Gebäudes noch immer die Duschräume der Häftlinge erahnen konnte, war im oberen Bereich eine Ausstellung installiert. Hier konnten die Schüler z. B. die typische Häftlingskleidung betrachten, aber auch die persönlichen Fundstücke aus den Baracken oder den Steinbrüchen sehen. Man beleuchtete nicht nur den Alltag der Häftlinge, sondern auch der 60 zivilen Angestellten, Steinmetze, Fahrer und Lehrlinge.

Nach diesem sehr ernsten und eindringlichen Austausch wurde noch das „Tal des Todes“ besichtigt. Über die Kriegsjahre nahm die Zahl der Gefangenen rasant zu. Gleichzeitig verschlechterten sich die Lebensbedingungen enorm. Täglich arbeiteten fast 2000 Menschen in den Steinbrüchen. Ohne Sicherheitsvorkehrungen mussten Granitblöcke abgesprengt, Steine geschleppt und Loren geschoben werden. Ausgemergelt, unterernährt und krank überlebten nur wenige diesen Arbeitsalltag. Als sich die Todesfälle häuften, ließ die SS ein Lager-Krematorium errichten, um die Leichen verbrennen zu können. Heute ist in diesem Bereich der Ehrenfriedhof zu finden, außerdem erinnern Gedenksteine an die Opfer des NS-Regimes und des KZ Flossenbürg.

Die Schüler zeigten sich sehr sensibilisiert und unterstrichen durch ihre Fragen bei der Führung ihr großes Interesse an diesem düsteren Kapitel deutscher Geschichte.

Text: Jennifer Kreim und Jörg Daschner