BSZ Gunzenhausen jetzt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“
Artikel aus dem Altmühlboten vom 07.10.2021
GUNZENHAUSEN – Das Schulzentrum Altmühlfranken, zu dem die Wirtschafts-, Meister- und Berufsschule in der Bismarckstraße gehören, möchte das „Klima aktiv mitgestalten, sich bewusst gegen Diskriminierung, Mobbing, und Gewalt einsetzen“, formulierte es Schulleiter Thomas Grad. Deshalb hat sich die Schulgemeinschaft vor etwa anderthalb Jahren dazu entschieden, Teil des Netzwerkes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu werden. Damit gehören die drei Schulen nun zum größten Schulnetzwerk Deutschlands. Rund 3500 Bildungseinrichtungen zählt das Projekt bundesweit, etwa 730 in Bayern. Der erste Schritt dorthin war eine Abstimmung. Nur wenn 70 Prozent der Schulgemeinschaft sich für diesen Weg aussprechen, kann der Prozess beginnen. Denn mit der nun offiziell erfolgten Übergabe der Schilder „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist es nicht getan. „Ihr müsst zeigen, dass ihr das Schild verdient habt. Heute ist keine Preisverleihung, sondern eine Auftaktveranstaltung“, machte Bertram Höfer von der Regionalkoordinierungsstelle für Mittelfranken klar. Die Schülerinnen und Schüler müssten nun die nächsten Wochen, Monate und Jahre zeigen, dass sie die Kernbotschaft verstanden haben: Diskriminierung geht jeden etwas an – egal ob jemand wegen seines Geschlechts, seiner sexuellen Orientierung, Religion, äußerlichen Merkmalen, seiner Herkunft oder wegen was auch immer, ausgegrenzt wird. „Die Gesellschaft seid ihr. Jeder einzelne muss hinschauen und was machen, wenn jemand diskriminiert wird“, sagte Höfer. Außerdem gilt es, den Gedanken weiterzugeben an die stets neu hinzukommenden neuen Schülerinnen und Schüler. Die Patenschaft für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ an den drei Schulen hat Bürgermeister Karl-Heinz Fitz übernommen. Bei seiner Ansprache ging er auf das Wort „Courage“ ein, das man im Alltag nicht mehr häufig höre. Es bedeute, einen Standpunkt zu vertreten, Haltung zeigen. Für die Schülerinnen und Schüler gehe es nun darum, diese auch deutlich über das Projekt hinaus zu zeigen und zu tragen. Doch Fitz zeigt sich sehr zuversichtlich, dass die Schulgemeinschaft das bereits macht und bedankte sich für das Engagement. Wichtig war Schulleiter Thomas Grad und Bertram Höfer zu verdeutlichen, dass „Schule ohne Rassimus – Schule mit Courage“ nichts von oben aufgesetztes“ sei, sondern von innen heraus, aus der Schulgemeinschaft komme. So waren auch viele Schülerinnen und Schüler in die Auftaktveranstaltung involviert. Nach und nach stellten verschiedene Gruppen die Fakten zu dem Netzwerk vor, erklärten, wie sie sich bisher mit dem Thema auseinandergesetzt haben, wen sie als Vorbilder erachten, erstellten kurze Präsentationen, Videos und Plakate. In der Vergangenheit, bevor die Schulen Teil des Netzwerks wurden, habe man eine Moschee besucht, Referenten waren vor Ort und haben über das Judentum gesprochen. Zudem sind die neunten Klassen seit einigen Jahren verpflichtet, ein ehemaliges Konzentrationslager zu besuchen, zählte eine Schülerin beispielhaft auf. Ziel sei es, das Thema „allgegenwärtig zu machen“, erklärte ein Schüler. Dafür sollen die Plakate aufgehängt werden. Vorstellen könnten sie sich auch einen Tag der offenen Tür, an dem sie die Geschichte des Rassismus erläutern und ihre Tätigkeiten dagegen aufzeigen oder ein Infostand. Dort könne man etwa über wichtige Persönlichkeiten informieren wie Nelson Mandela, der sich in Südafrika unermüdlich gegen die Apartheit, Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit einsetzte. Sich dauerhaft mit dem Thema Rassismus und Diskriminierung auseinanderzusetzen, anfeindende Handlungen aufzudecken und zu verfolgen, gehören zu den Selbstverpflichtungen, zu denen sich die Schülerinnen und Schüler jetzt offiziell bereit erklärt haben. Denn eines ist klar: Wer behauptet, es gäbe eine Schule ohne Rassismus, geht an der Realität vorbei. Niemand kann garantieren, dass es niemals zu Diskriminierungen kommt. Deshalb ist es so wichtig, sich dagegen zu engagieren.
Text: Isabel-Marie Köppel