„Endlich“ vs. „Doch“ ins Skilager,
ich bin einer dieser Sportlehrer, der am Skilager unbedingt festhalten will. Somit bin ich für eine objektive Diskussion kaum geeignet.
Aber ich möchte gerne meine Beobachtungen und Gefühle mit Ihnen Teilen, da unsere 8. Klassen letzte Woche vom schönen Spitzingsee zurückgekehrt sind. Bitte verzeihen Sie mir eventuelle Ungenauigkeiten, ich bin noch immer sehr müde und gleichzeitig glücklich, dass alles so war.
Vor 20 Jahren habe ich das Abitur erhalten und in unserer Abi-WhatsApp-Gruppe wird immer wieder an die legendären Momente des Skilagers erinnert. Mit dieser Retrospektive vor Augen muss man dann als Lehrender über viele Situationen insgeheim lächeln.
Das Freisein von Schule und Elternhaus, kleine Verbote heimlich zu überwinden, die erste Liebe…, also war früher doch nicht alles besser, sondern genauso schön.
Während der Liftfahrt oder während man auf die Gruppe wartet, erfährt man plötzlich von Gefühlen und Ängsten der jungen Menschen, die man zum Teil selber schon erlebt hat, die man beachtenswert oder sogar erschreckend findet und über die einfach mal geredet werden muss. Oft reicht es sogar zuzuhören.
Ich liebe es, wenn die Schülerinnen und Schüler, teils zum ersten Mal, die Berge sehen und ihnen klar wird, wie besonders diese Natur ist. Und gerne spreche ich mit ihnen über der Sinn oder Unsinn einer solchen Skifreizeit. Jungen Menschen, die sich kritisch, aber ehrlich und sachlich, zu einer Sache äußern, versuche ich in diesem Moment klarzumachen, wie mutig sie sind und dass sie genauso weiterdenken sollen.
Ich ärgere mich, wenn ich zum vierten Mal Stunden damit zubringe, die perfekte Zimmereinteilung zu finden und dann klappt etwas nicht mit der Belegung. Ich wollte auch immer mit meinen Freunden in ein Zimmer. Doch auch mit meinen Freunden habe ich mich über furchtbar unwichtige Dinge herrlich gestritten, während ich zunächst ungeliebte Zimmerkollegen auf einmal schätzen gelernt habe.
Am meisten fasziniert mich jedoch der Moment, wenn bisher feste Gruppen neu gemischt werden: in Gruppe Profi 1,2,3,4 usw. In den Bergen ist man voneinander abhängig. Noch dazu beim Skifahren. Noch nie habe ich gesehen, dass ein Jugendlicher gestürzt ist und nicht mindestens ein anderer, egal ob Freund und Hater, sofort stehen geblieben ist und geholfen hat. Jeder spricht mit jedem. Es gibt keinen Neid, sondern Verständnis: „ja, mir tut auch alles weh, aber….“
Und wenn ich wieder zu Hause bin, bilde ich mir ein, dass meine Kolleginnen und Kollegen und ich einen tollen Job gemacht haben. Denn wenn ich die Gespräche der Eltern und Schüler beim Abholen höre, wird entweder gesagt, wie man sich freut wieder zu Hause zu sein oder wie schön das Skilager war.
Und aus der Sicht eines Elternteils sind das beides Aussagen, über die man sich kaum mehr freuen kann.
Liebe 8.Klassen, ihr habt uns sehr viel Freude bereitet, danke, dass wir euch begleiten durften!
Bis hoffentlich zum nächsten Mal Skilager.